Bettnässen – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Bettnässen wird in der Fachsprache Enuresis genannt und kommt bei Kindern und auch bei Erwachsenen vor. Vom Bettnässen wird dann gesprochen, wenn regelmäßig nachts unabsichtlich die Blase entleert wird. Bei Kindern kann es bis zum fünften Lebensjahr völlig normal sein, wenn gelegentlich eingenässt wird. Geschieht das Einnässen ab dem fünften Lebensjahr jedoch regelmässig, sollte nach den Ursachen geforscht werden.

Bettnässen bei Kindern

Die Blase kann etwa ab dem zweiten Lebensjahr kontrolliert werden. Dabei ist es inviduell verschieden, wie lange das Kind benötigt, um ganz trocken zu sein. Bis zum fünften Lebensjahr ist demnach gelegentliches Einnässen noch als normal anzusehen. Wenn das Kind jedoch ab dem fünften Lebensjahr noch nicht trocken ist und regelmäßig nachts ins Bett macht, wird von einer primären Enuresis gesprochen.

Von einer sekundären Enuresis ist dann die Rede, wenn das Kind bereits mindestens ein halbes Jahr lang trocken war und dann wieder mit dem Bettnässen angefangen hat. Rund ein Drittel der fünfjährigen Kinder sind vom Bettnässen betroffen. Bei den meisten Kindern hört das Problem von selbst auf und bei den siebenjährigen Kindern sind nur noch etwa zehn Prozent betroffen. Bei einigen Kindern bleibt das Bettnässen jedoch ein dauerhaftes Problem und somit leiden auch manche Erwachsene unter dieser Störung. Die Enuresis kann verschiedene Ursachen haben, wobei auch hier wieder zwischen der primären und sekundären Enuresis unterschieden wird.

Ursachen der primären Enuresis

Bei der primären Enuresis geht man von einer Verzögerung der Entwicklung aus. Dabei spielt Vasopressin eine Rolle, denn dieses Hormon ist für die Hemmung der Wasserausscheidung zuständig. Vasopression regelt den Wasserhaushalt des Körpers und beeinflusst die Füllung der Blase. Im Normalfall wird dieses Hormon von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ausgeschieden. Dies geschieht in einem Rhythmus, der von der Tageszeit abhängig ist. Dadurch füllt sich die Blase nachts nicht so sehr, wie tagsüber.

Bei der primären Enuresis kann die Ursache in einer Störung dieser Regulation liegen. Ebenso ist dann die Zusammenarbeit zwischen Blasenkontrolle und Tiefe des Schlafes nicht ausreichend entwickelt. Allerdings kann es auch psychosoziale Gründe für das primäre Bettnässen geben. Die Blase zu kontrollieren ist ein Lernprozess. Wenn nun die natürliche Kindesentwicklung durch äußere Umstände blockiert wird, kann es zu Störungen der Blasenkontrolle kommen. Dies passiert unter anderem durch eine zu strenge oder zu frühe Sauberkeitserziehung. Andererseits sind psychische Probleme oft auch eine Folge des primären Bettnässens, sodass ein Teufelskreis entsteht.

Ursachen der sekundären Enuresis

War ein Kind bereits trocken und fängt wieder mit dem Bettnässen an, liegen die Ursachen meistens in der Psyche begründet. Dabei handelt es sich in der Regel um ein unbewusstes Zeichen, dass etwas im Umfeld des Kindes nicht in Ordnung ist. Manchmal kommt man dem Grund schnell auf die Schliche, wenn beispielsweise ein Umzug, eine Trennung oder ein Streit für inneren Stress sorgte. Ebenso kann das neugeborene Geschwisterchen oder der Tod einer nahe stehenden Person die Ursache für das nächtliche Einnässen sein. Manchmal muss länger nach den Gründen geforscht werden. Um körperliche Ursachen – wie Diabetes, Fehlentwicklungen der Harnwege oder  neurologische Beeinträchtigungen –  ausschließen zu können, sollte das Kind in jedem Fall zuerst einem Urologen vorgestellt werden.

Bettnässen bei Kindern – Was kann man tun?

Liegt die Ursache im Bettnässen in einer Erkrankung, so richtet sich die Behandlung nach der Krankheit. Da der Auslöser im Zuge der Heilung verschwindet, lässt das Einnässen ebenfalls nach.

Liegt die Ursache im psychischen Bereich, wird eine Beratung der Eltern empfohlen, die oftmals unwissend mit ihren Reaktionen das seelische Gleichgewicht ihres Kindes ins Wanken bringen. Wichtig zu wissen ist dabei, dass die Kinder unter Druck das Einnässen nicht steuern können. Es hilft also nichts, mit Drohungen oder Strafen an das Problem heranzugehen. Auch sollte das Trinken in den Abendstunden nicht verboten werden. Eltern sollten sich bewusst machen, dass das Bettnässen auch für die Kinder ein Problem darstellt, wofür sie sich oftmals schämen. Eltern können mit folgenden Maßnahmen ihr Kind unterstützen:

  • Bevor das Kind ins Bett geht, erfolgt der Gang auf die Toilette
  • Über die Matratze wird ein Schonbezug aus Gummi gezogen
  • Ein Kalender wird gemeinsam mit dem Kind geführt. Wacht es morgens in einem trockenen Bett auf, darf es eine Sonne in den Kalender malen und für eine nasse Matratze wird eine Wolke auf das Kalenderblatt gemalt. Diese positive Unterstützung führt bei einigen Kindern dazu, dass sie nach wenigen Wochen nachts nicht mehr einnässen.
  • Die Klingelhose oder Klingelmatte helfen lediglich bei der primären Form des Bettnässens und auch nur dann, wenn keine schweren psychischen Störungen vorliegen. Hose oder Matte reagieren auf Nässe und es ertönt dann ein Klingelton. Das Kind wacht auf und lernt, bei voller Blase auf die Toilette zu gehen. Allerdings ist damit das eigentliche Problem selten gelöst.

Führen die oben genannten Hilfen zu keiner Besserung, kann entweder eine Verhaltenstherapie helfen oder es werden Medikamente eingesetzt. Diese Medikamente enthalten das Hormon, welches für die Regulierung des Wasserhaushaltes zuständig ist. Der Nachteil dieser medikamentösen Behandlung liegt oftmals in den Rückfällen, welche für das Kind einen noch größeren Stress als vor der Medikamenteneinnahme darstellen. Deshalb gilt für Eltern vor allem sich in Geduld und Verständnis zu üben.

Bettnässen Erwachsene

Zwischen 1 und 5 Prozent der erwachsenen Frauen und Männer verlieren in der Nacht unabsichtlich Urin. Die Ursachen können genetisch bedingt sein und in der Regel stellt sich das Bettnässen bei Erwachsen nicht mit der Zeit von selbst wieder ein. Der Grund kann ebenso im Mangel des Hormons liegen, das die Harnproduktion während des Schlafes drosselt. In dem Fall wird medikamentös behandelt, um für einen Ausgleich des Hormonmangels zu sorgen. Andere Ursachen für das Bettnässen bei Erwachsenen sind:

  • Überaktive Blase (Reizblase)
  • Unterentwicklung der Blasenkapazität
  • Zu fester Schlaf und dadurch wird der Betroffene bei Harndrang nicht wach
  • Lebensumstände, die zu psychischer Belastung und damit zum Bettnässen führen
  • Verengte Harnröhre

In jedem Fall sollte vom Urologen abgeklärt werden, ob körperliche Ursachen für das nächtliche Einnässen vorliegen.

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